Die Ferrari F40 Story

RM Sotheby´s verkauft einzigartiges Exemplar in Monterey

Ferrari F40
Der Ferrari F40. Bild: RM Sotheby´s

Nur wenige Automobile können für sich proklamieren, eine echte Ikone zu sein. Untrüglicher Indikator für den wahren Grad dieser Ikonisierung: Die Verkaufszahlen ihrer ganz kleinen Brüder, sozusagen die Marktanteile in den Kinderzimmern. Gab es Ende der 80er und in den 90ern auch nur einen Jungen, der keinen Ferrari F40 als Spielzeugauto sein Eigen nannte? Zweifellos ist der geniale Ferrari F40 eine wahre Ikone des Automobilbaus. Dabei begründete sich sein Legendenstatus bereits vor dem Marktstart.

Als Mitte der 1980er Jahre in und um Maranello plötzlich absolut extrem und radikal gezeichnete, vor Motorleistung nur so strotzende Prototypen auftauchen, ist nicht nur die Nachbarschaft in der Provinz Modena in heller Aufregung. Fotos dieser spektakulären Erlkönige machen sofort die Runde in den einschlägigen Magazinen. Weltweit.

Ferrari F40 Prototypen elektrisieren Maranello – und die Welt

Später stellt sich heraus: Es handelt sich um Testwagen eines neu entwickelten Sportwagens, Korrektur: eines neuen Supersportwagens! Ferrari bezeichnet die Prototypen schlicht als „Evoluzione“. Basis ist dabei der 400 PS starke Ferrari 288 GTO, den der neue Sportwagen beerben soll. In den Evoluzione-Testwagen soll die Leistung bei 478 PS liegen. Insgesamt werden fünf „Evoluzione“ zu Testzwecken gefertigt, vier davon ausschließlich an Privatkunden verkauft, das fünfte Modell wird im Werk verbleiben.

Mitte des Jahres 1987 lässt Ferrari die Katze aus dem Sack und kündigt offiziell den Ferrari F40 an. Die Serienversion des neuen Sportwagens steht den „Evoluzione“-Prototypen in nichts nach. Im Gegenteil: Die von Pininfarina entworfene Karosserie begeistert die Automobilwelt sofort: Ein Auto wie ein Rennwagen, der dabei aber voll straßentauglich ist und auch – wenn es sein musste – im Alltag gefahren werden konnte.

Entwicklung war Chefsache

Es war auch die letzte Präsentation eines neuen Wagens, an der Ferrari-Gründer Enzo Ferrari persönlich – vor seinem Ableben im August 1988 – teilnahm. Der Commendatore höchstpersönlich trieb Mitte der 1980er Jahre das F40-Projekt an. Der Name leitete sich von “F” für Ferrari und „40“ für den 40. Jahrestag des Beginns der Fahrzeugproduktion bei Ferrari ab.

Offizielle Präsentation des Ferrari F40 am 21. Juli 1987

Der F40 war zu seiner Zeit schnellster und stärkster Ferrari für den Straßeneinsatz. Der mit einem Motorblock und Zylinderköpfen aus Aluminium gefertigte turbogeladene V8-Turbo-Motor mit 2936 cm³ Hubraum leistete maximal 352 kW bei einer Nenndrehzahl von 7000/min.

Kennzeichnend für den Ferrari F40 war die revolutionäre Aerodynamik mit dem großen Heckflügel. Dazu hatte der F40 wie mehrere andere Ferrari-Modelle dieser Zeit Klappscheinwerfer. Außerdem charakteristisch: Über den ganzen Wagen waren NACA-Öffnungen und am Heck Auslasskanäle verteilt.

Der Ferrari F40: Eindrucksvolle Fahrleistungen

Laut Werksangaben beschleunigte der F40 in 4,1 Sekunden von 0–100 km/h und in 12 Sekunden von 0–200 km/h. Ermöglicht wurden diese Fahrleistungen auch durch das verhältnismäßig geringe Leergewicht von 1254 kg, wodurch das Leistungsgewicht mit 3,56 kg/kW (2,62 kg/PS) für ein Straßenfahrzeug sehr niedrig war. Auf der hauseigenen Teststrecke in Fiorano gab Ferrari eine Rundenzeit von 1:29,6 Minuten an, 6,4 Sekunden weniger als für den Vorgänger 288 GTO. Eine Welt!

Die Ferrari-Kunden standen Schlange, um auf die Warteliste zu kommen. Der Wagen war so radikal, so schnell und so begehrenswert, dass man ihn einfach haben musste – sofort! Auf dem Höhepunkt des Supersportwagen-Boomes im Jahr 1989 wechselten die Fahrzeuge für rund drei Millionen D-Mark ihre Besitzer.

Die Produktion des Ferrari F40 lief bis ins Jahr 1992. Bis dahin wurden 1.311 Exemplare, mit Fahrgestellnummern von 76624 bis 95317 gefertigt.

RM Sotheby´s verkauft einzigartigen F40 in Monterey

Die renommierte Auktionshaus RM Sotheby´s verkauft diesen perfekt dokumentierten Ferrari F40 auf der Monterey Car Week 2022. Laut RM Sotheby´s ist dieser F40 eines der best erhaltenen Exemplare, die in jüngster Zeit zum Verkauf angeboten wurden. Als eines von nur 60 Exemplaren, die 1992 in die USA geliefert wurden, wurde das Fahrzeug mit der Fahrgestellnummer 91907 im September 1991 fertiggestellt und in Rosso Corsa lackiert.

Offiziell im Oktober 1991 verkauft, wurde der Ferrari im Januar 1992 an den ersten Besitzer, Putra Masagung aus Hillsborough, Kalifornien, ausgeliefert. In den folgenden 13 Jahren wechselte der Supersportwagen noch einen weiteren Besitzer in Kalifornien, bevor er gegen Ende 2005 von einem weiteren Ferrari-Fan aus Kalifornien erworben wurde. Während dieser Zeit wurde der F40 regelmäßig gewartet und sammelte nach und nach einige Kilometer, bevor er vor kurzem an den aktuellen Verkäufer verkauft wurde.

Dieser F40 profitiert noch immer von der behutsamen Pflege seines Besitzers und dem konservierenden Klima Kaliforniens. Zum Zeitpunkt der Katalogisierung hatte dieser Ferrari F40 9.447 Meilen auf dem Tacho.

Bilder: Ferrari, RM Sotheby´s

Über Moritz Nolte 66 Artikel
Moritz Nolte liebt seine Heimat NRW über alles: Moritz hat sein Büro im Bochumer Bermuda3Eck. In Dortmund läuft er regelmäßig um den Phoenixsee, in Hattingen fährt er Mountainbike. Zum Fußball geht er auf Schalke und zum Eishockey nach Herne. Auf der Rüttenscheider Straße in Essen gibt es für ihn hin und wieder ein Bier oder einen Gin Tonic. Zum Shoppen geht´s nach Düsseldorf und Freunde besucht er häufig in Köln. Und wenn er mal nicht in der Metropolregion Rhein-Ruhr unterwegs ist, ist Moritz leidenschaftlicher Sportwagen- und Trackday-Fahrer, Automotive-Autor und Herausgeber von THE DRIVER.