Mitten im Ruhrgebiet zwischen Essen-Kettwig und Essen-Bredeney, einen Steinwurf von der Ruhr entfernt, entstehen Motorsport-Träume: In einem unscheinbaren Bürogebäude plant und gestaltet ein zehnköpfiges Team Motorsport- und Fahrdynamik-Events der Extraklasse: Die Hegersport GmbH organisiert unter anderem im Auftrag von Porsche den Porsche Sports Cup und den Porsche Carrera Cup Deutschland. Für ausgesuchte Porsche-Zentren kümmert sich die Agentur darüber hinaus um die Ausrichtung von exklusiven Trackdays. Ich habe mich mit Christof Maischak, der die Agentur 2004 zusammen mit dem Ex-DTM-Fahrer Altfrid Heger gründete, zum Interview getroffen.
Christof, erzähl‘ doch mal bitte, wie Altfrid Heger und du zusammengefunden habt.
Das ist ein paar Jahre her. Ursprünglich haben sich Altfrid, und mein Vater in einem Ski-Urlaub kennengelernt. Da war ich 11. Altfrid kommt aus Essen, ich aus Herten, da hat sich schnell eine persönliche Bindung ergeben. Ich war immer Motorsport-interessiert, bin in Nachwuchsserien gefahren, über Langstreckenpokal hin zur Formel König und ADAC BMW Formel Junior, bis ich mich dann später mehr auf mein Studium konzentriert habe. Altfrid entwickelte fortan seine über 30 jährige Profi-Rennfahrer-Karriere und war für Hersteller wie BMW, Honda und Porsche unterwegs.
Und wann habt ihr Hegersport gegründet?
Dazu muss ich ein wenig ausholen. 1999 holte Altfrid mich direkt zu Beginn der Idee der V8STAR, einer herstellerunabhängigen Tourenwagen Rennserie, in das kleine Team. Darüber haben wir uns sozusagen erstmals geschäftlich verbandelt. Wir waren fünf Leute und haben schon damals wie eine Agentur gearbeitet, waren also voll dabei und haben rund um die Uhr Vollgas gegeben. Die V8STAR mussten wir aber nach 3 fantastischen Saisons Ende 2003 leider beenden. Daraufhin haben wir uns auf unsere Kernkompetenzen besonnen: Altfrid ist der Rennfahrer, der Leute mobilisieren, und ich bin derjenige, der organisieren kann. Deshalb haben wir 2004 die Hegersport GmbH gegründet, um unser Motorsport-Know-how beruflich weiterzuführen. Wir haben seinerzeit mit Trackdays angefangen. Damals war es dazu noch nicht so ganz einfach, Trackdays durchzuführen. Der Endkundenmarkt im Sportwagen-Bereich sah zu dieser Zeit ja noch ganz anders aus als heute.
Wie ging es dann weiter?
2004 kam Porsche auf uns zu und sagte: ‚Hört mal ihr zwei, ihr habt Motorsport-Expertise und mal eine Rennserie organisiert. Und viele gibt es da ja nicht, die das vernünftig gemacht haben – Könnt ihr mal ein Konzept zu einer eigenständigen Breitensport-Rennserie erarbeiten und aufzeigen, wie man so etwas umsetzen kann?‘ Das haben wir natürlich sehr gerne gemacht. Und erst im November entschied sich Porsche dazu, das Konzept des Porsche Sports Cup im darauf folgenden Jahr auch so umzusetzen. Wir haben dann von November bis März alles auf die Beine gestellt. Ende März 2005 haben wir in Leipzig ein paar Kunden und Teams, also Potenzialkunden, eingeladen, das Konzept präsentiert und ihnen erstmals erzählt, dass es Ende April am Eurospeedway mit einer eigenen Rennserie losgeht. Und besagte Serie führen wir jetzt im 16. Jahr.
Welche Rolle spielt Porsche und welche ihr beim Porsche Sports Cup?
Beim Porsche Sports Cup sind wir Auftragnehmer. Das heißt: Die Porsche Deutschland GmbH beauftragt uns mit der gesamten Durchführung. Als Leadagentur sind wir für alles zuständig und zentraler Ansprechpartner für Porsche. Alles, was zur Veranstaltung gehört, organisieren wir – immer in Absprache mit Porsche Deutschland.
Ihr seid relativ breit aufgestellt: Was macht ihr sonst noch alles?
Wir organisieren für Porsche seit neun Jahren auch eine Roadshow, bei der wir deutschlandweit unterwegs sind und im zweiten Jahr auch den Porsche Carrera Cup Deutschland. Wir sind weiterhin für Jaguar Land Rover, mit unserem Instruktoren-Pool für die fahrtechnische Umsetzung verantwortlich. Zudem planen wir für eine ganze Anzahl an Porsche-Zentren Trackdays, bei denen wir auch die komplette Umsetzung vor Ort übernehmen. Und wir sind im Winter in Österreich und in Schweden unterwegs und organisieren dort Fahrtrainings, was natürlich in dieser Jahreszeit immer ein absolutes Highlight ist.
Wie sieht bei den PZ-Trackdays denn die Fahrer-Struktur aus?
Wir haben eine große Bandbreite an Fahrern bei den Trackdays. Die Porsche-Zentren haben natürlich auch ihre GT3-Kunden, die zu den Trackdays kommen. Das entspricht rund 30 bis 40 Prozent. Die richtig verrückten GT3-Kunden, die kommen nicht nur zu einem Porsche-Event. Die wissen ganz genau, wo sie fahren wollen und warten nicht auf den einen Trackday-Termin ihres PZ im Jahr. Aber sehr viele, so 20 bis 30 Prozent, die haben gerade einen Boxster oder Cayman gekauft und wollen ihren Porsche dann auch mal auf der Rennstrecke erleben. Und diese Leute kannst du natürlich begeistern: Wenn du Porsche fährst und merkst, dass das auch Spaß macht, und dann auch noch unter Anleitung gezeigt bekommst, was du alles aus dem Auto herausholen kannst, da fixen wir die Leute so an, dass sie mehr wollen. Das ist ja gerade auch das Erfolgskonzept des Porsche Sports Cup: Dass du von unten nach oben alles machen kannst. Denn hier ist es nicht wie in der NLS, bei der ein Wochenende mit einem Top-Auto 30.000 bis 40.000 Euro kostet. Der Sports Cup lebt davon, dass du vom Einstiegslevel, der Experience über den Driver´s Cup für Fahrer, die mehr wollen, bis zum Super Sports Cup alles machen kannst. Jeder findet hier sein Betätigungsfeld. Die Kosten sind dabei, vor allem im unteren Bereich, stets überschaubar. Und trotzdem ist jeder Teil des gesamten Motorsport-Wochenendes.
Von Markenpokalen kennt man es, dass sehr hart und auf letzter Rille gefahren wird. Wie ist das beim Porsche Sports Cup?
Im Porsche Sports Cup wird sehr fair miteinander umgegangen. Natürlich haben auch wir große Fahrerfelder mit bis zu über 40 Autos. Aber es wird eben nicht hart Spiegel an Spiegel gefahren. Da wird mehr mit Bedacht gefahren und geschaut: ‚Komme ich an dir vorbei oder nicht‘. Es geht nicht so hart zu wie zum Beispiel im Porsche Carrera Cup, wo die Profi-Piloten und auch mal sagen ‚Das ist meine Kurve, da halte ich jetzt rein‘. Im Porsche Sports Cup, in dem Gentlemen Driver fahren, die ihre Reparaturen selbst bezahlen müssen, überlegt man sich bestimmte Manöver genau.
Also eher eine freundschaftliche Atmosphäre?
Es hört sich abgegriffen an, aber wir sind eine Porsche-Familie. Wir sind nicht überkandidelt ‚unter uns‘. Aber alle sprechen die gleiche Sprache, bei allen schlägt das Herz für Porsche. Und alle mögen die Marke und das drum herum. Klar: Wir haben eine tolle Hospitality, die sehr gut ist. Aber genauso lieben es die Leute, abends beim Barbecue zusammen zu sitzen. Wenn wir eine Abendveranstaltung machen, dann machen wir ein Barbecue und keine Galaveranstaltung, bei der die Herren im Smoking und die Damen im schönen langen Kleid daher kommen. Bei uns ist das eine sehr angenehme legere Atmosphäre. Es ist zwar alles schön eingedeckt, du kannst da aber genauso im Fahreranzug als auch in Jeans sitzen. Für die Teilnehmer ist es einfach eine ungezwungene Atmosphäre, die sie schätzen. Auch die Familien sind immer gern gesehen. Wir haben eine Porsche World aufgebaut, die auch eine größere Kinderanimation bereit hält.
Wie sieht´s beim Reglement aus?
Wir haben ein striktes technisches Reglement, so dass bis auf kleine sicherheitsrelevante Anpassungen wie Käfig und Rennsitz keine Änderungen an den Porsche Fahrzeugen erlaubt sind. So kann man durch verschiedene Klassen- und Serieneinteilungen mit verschiedenen Porsche Modellen gemeinsam fairen Motorsport betreiben und um Siege kämpfen. Das macht die Einzigartigkeit der Marke Porsche besonders aus, mit den Modellen verhältnismäßig kostengünstigen Motorsport im Porsche Sports Cup betreiben zu können.
Habt ihr neben der Organisation und Durchführung von Events weitere Schwerpunkte bei Hegersport?
Ein weiterer Schwerpunkt liegt gerade Altfrid Heger mit unserem persönlichen 1-zu-1-Coaching besonders am Herzen. Über die Jahre hat er hiermit schon sehr viele Fahrer über das Coaching in den Motorsport gebracht und diese professionell weiterentwickelt. Seine vielfältige Erfahrung aus über 30 Jahren Profi-Motorsport als Werksfahrer im Tourenwagen- und Formel-Sport, gibt er hier gerne weiter. Dazu haben wir in den Jahren einen Pool an Fahrern aufgebaut, die im Coaching auch unsere Hegersport Sprache sprechen. Mit modernster Daten- und Video-Analyse helfen wir dem ambitionierten Fahrer, sein Potential zu entwickeln und neue Ziele im Motorsport zu erreichen. Gerne erstellen wir bei Bedarf ein individuelles Angebot.
Habt ihr eigentlich so etwas wie eine Sommerpause oder heißt es bei euch ‚Nach der Saison ist vor der Saison‘?
Nein, wir arbeiten wirklich durchgehend. Ab August/September geht es schon wieder los mit der Terminplanung für das Folgejahr. Sobald die Formel-1-Termine bei den Rennstrecken stehen, sind wir mit den Rennstrecken in Kontakt. Dann geht auch das Thema Reglement wieder los, wofür wir uns mit dem DMSB abstimmen müssen. Zudem sitzen wir regelmäßig mit verschiedenen Arbeitskreisen zusammen. Im November organisieren wir z.B. noch die Abschlussgala des Porsche Sports Cup mit über 450 Gästen.
Dieser Artikel erschien zuerst auf Trackdaysport.de.