Im Gespräch mit Denis Donkervoort: Der neue Donkervoort D8 GTO-JD70

Joop Donkervoort, der Gründer der gleichnamigen, wunderbaren Sportwagen-Manufaktur aus den Niederlanden, wird 70. Und was wäre ein passenderes Geschenk für einen Petrolhead, der über 40 Jahre seines Lebens auf das Streben nach fahrdynamischer Perfektion verwendet hat, als ein neuer Über-Sportwagen? Das etwas andere Geschenk hört auf den Namen Donkervoort D8 GTO JD70 und ist ein so radikales Sportgerät, dass dir die Spucke wegbleibt. Ich habe mich bei Donkervoort Deutschland in Düsseldorf mit Joops Sohn, Denis Donkervoort getroffen.

Bereits seit 2013 wird der Donkervoort GTO in verschiedenen Varianten produziert. Über D8 GTO Bilster Berg Edition von 2014 bis zu D8 GTO-RS und GTO-40 wurde das Konzept kontinuierlich weiterentwickelt. Die Speerspitze und das zurzeit maximal Mögliche ist der  brandneue Donkervoort D8 GTO-JD70.

Wie groß die Bedeutung des  JD70 ist, erklärt mir Denis Donkervoort, inzwischen Geschäftsführer von Donkervoort Automobielen: „Der JD70 ist das stolze Ergebnis unseres gesamten Wissens und all dessen, was wir in der Vergangenheit auf der Straße und auf der Rennstrecke gelernt haben, bei Trackdays, aus Gesprächen mit unseren Kunden und aus Joops eigenen Vorstellungen, was ein Supercar seinem Besitzer bringen muss.“ Nicht mehr, nicht weniger.

415-PS-Fünfzylinder aus dem Audi-Regal

Befeuert wird der JD70 nach wie vor von einem 2,5-Liter-Fünfzylinder-Aggregat aus dem Audi-Regal. Im neuen Donkervoort D8 GTO-JD70 leistet der Motor jetzt stramme 415 PS, rund 35 Pferde mehr als im Vorgänger D8 GTO-40 – und sogar 15 PS mehr als die aktuellen Audi RS 3 und Audi TT RS mobilisieren dürfen.

Im Gespräch mit Denis Donkervoort: Der neue Donkervoort D8 GTO-JD70

Doch die wirklich bahnbrechenden Veränderungen gab es an anderer Stelle. Die Auspuffrohre befinden sich zwar weiterhin auf der rechten Seite, enden nun aber – anders als bei den Vorgängermodellen – vor den Hinterrädern. Durch das neue Layout und den Wegfall der Endrohre wurde im Heckbereich einiges an Platz frei. Platz, den die Donkervoort-Ingenieure zu nutzen wussten: Da, wo zuvor die Endrohre prangten, befindet sich nun ein neuer Doppeldiffusor, der für 80 Kilogramm zusätzlichen Abtrieb sorgt. „Damit bekommen wir nicht nur unsere Sidepipes wieder, es macht das Auto auch bei hohen Geschwindigkeiten wie auch bei schneller Kurvenfahrt stabiler“, freut sich Denis Donkervoort.

Im Gespräch mit Denis Donkervoort: Der neue Donkervoort D8 GTO-JD70

Fokus auf Downforce

Ganz nebenbei konnten die Donkervoort-Entwickler durch die kürzeren Rohre auch weiteres Gewicht sparen. Und trotz Otto-Partikelfilter konnte die Abgasanlage mit neuen Katalysatoren so gestaltet werden, dass sie im Innenraum für ein noch größeres Klangerlebnis sorgt. Denis Donkervoort: „Es ist uns gelungen, diese Komplikation in etwas Positives zu verwandeln. Der Filter hat das Auspuffgeräusch genau ausreichend gedämpft, so dass wir die von unseren Kunden so geliebten Sidepipes zurückbringen konnten. Zugleich erfüllt das System nach wie vor mühelos alle Anforderungen an das Betriebsgeräusch.“

Im Gespräch mit Denis Donkervoort: Der neue Donkervoort D8 GTO-JD70

Mit einer weiteren Detail-Lösung fand Donkervoort zusätzliche 50 Kilogramm an Downforce. Die neuen Lamellen, sogenannte „Louvres“, in den vorderen Radläufen lassen die einströmende Luft kontrolliert entweichen, bevor sie sich zwischen Reifen Kotflügel ansammeln und verwirbeln kann. Die ausgeklügelte Aerodynamik des neuen Donkervoort D8 GTO-JD70 ist das Ergebnis intensiver Entwicklungsarbeit, sowohl in-house per Software-Simulation als auch zusammen mit Audi im Windtunnel, wie Denis Donkervoort verrät.

Im Gespräch mit Denis Donkervoort: Der neue Donkervoort D8 GTO-JD70

Carbon, Carbon und nochmals Carbon!

Basis jedes JD70 ist ein Hybridchassis, das einen Stahlrohrrahmen mit Carbon für zusätzliche Steifigkeit und gewichtssparendem Aluminium kombiniert. Die Karosserie ist aus einem Gewebe aus Carbon und Kevlar gefertigt. Insgesamt besteht sie zu 95 Prozent aus CFK und kann sowohl farbig als auch in sichtbarem Carbon-Look geliefert werden. Carbon wurde unter anderem auch bei Türen und Sitzen verwendet: Die kleinen Türen wiegen jeweils gerade einmal 1,2 Kilogramm, jeder Sitz 2,7 Kilogramm. Auch extraleichte Felgen aus Carbon sind als Option erhältlich.

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Die leichteste Konfiguration des nagelneuen Donkervoorts bringt lediglich 680 Kilogramm auf die Waage. Somit ergibt sich ein Leistungsgewicht von 1,64 Kilogramm pro PS. Donkervoort-Fahrer sollten also wissen, was sie tun.

Komplett einstellbares Fahrwerk

Auch im Bereich des Fahrwerks bietet Donkervoorts Hommage an den Gründer feinste Technik: Der Roadster lässt sich von außen um zwei Zentimeter absenken, die Stoßdämpfer von Intrax wurden komplett überarbeitet und sind dreifach verstellbar. Die vorderen und hinteren Stabilisatoren sind ebenfalls verstellbar.

Im Gespräch mit Denis Donkervoort: Der neue Donkervoort D8 GTO-JD70

Die Reifen des Donkervoort D8 GTO-JD70 sind keine handelsüblichen Sportnex AR-1 Semislicks, sondern wurden gemeinsam mit Systempartner Nankang angepasst. Die Gummimischung ist jetzt härter, wodurch die Semis – 235/45 17 vorne, 245/40 18 hinten – eine längere Lebensdauer als die bisher verwendeten haben. Für Trackday-Fahrer ist auch ein Bosch Renn-ABS erhältlich, das vom Cockpit aus einstellbar ist.

Im Gespräch mit Denis Donkervoort: Der neue Donkervoort D8 GTO-JD70

So gerüstet soll der JD70 imstande sein, die Grenzen der Fahrdynamik signifikant zu verschieben. Mutige und im Idealfall auch fähige Fahrer können laut Donkervoort-Angaben die 2g-Grenze maximaler Querbeschleunigung durchbrechen. Wahnsinn.

„Der JD70 bricht die normalen Maßstäbe“

Oder wie es Denis Donkervoort formuliert: „Der JD70 bricht die normalen Maßstäbe für Bremsen und Beschleunigung. Dennoch ist es nach wie vor ein pures Fahrerauto, unvergleichbar mit allem anderen auf dem Markt“. Da hat der junge Donkervoort-Chef wohl unwidersprochen recht.

In diesem Sinne: Well done, Donkervoort und vor allem hartelijk gefeliciteerd, Joop Donkervoort!

Über Moritz Nolte 66 Artikel
Moritz Nolte liebt seine Heimat NRW über alles: Moritz hat sein Büro im Bochumer Bermuda3Eck. In Dortmund läuft er regelmäßig um den Phoenixsee, in Hattingen fährt er Mountainbike. Zum Fußball geht er auf Schalke und zum Eishockey nach Herne. Auf der Rüttenscheider Straße in Essen gibt es für ihn hin und wieder ein Bier oder einen Gin Tonic. Zum Shoppen geht´s nach Düsseldorf und Freunde besucht er häufig in Köln. Und wenn er mal nicht in der Metropolregion Rhein-Ruhr unterwegs ist, ist Moritz leidenschaftlicher Sportwagen- und Trackday-Fahrer, Automotive-Autor und Herausgeber von THE DRIVER.